Umwetter 2000 in Baltschieder

Das Umwetter vom Oktober 2000

CHRONIK DES UNWETTERS

Sonntag, den 15. Oktober 2000

05.00 Uhr : Aus lösung Hochwas seralarm - 06.30 Uhr : Der Balts chiederbach tritt über die Ufer . - Die Feuerwehr alarmier t die angrenzenden Familien und forder t s ie auf, das Dorf Richtung Aus serberg zu ver las sen. Die Meldung geht wie ein Lauffeuer , teils durch die Feuerwehr , teils durch die Bevölkerung von Haus zu Haus weiter . Es gelingt, die bedrohte Bevölkerung rechtzeitig zu evakuieren. Familien, welche ihre Häuser bei Eintreffen der Flutwelle nicht ver las sen haben, werden im Ver laufe des Tages mittels Trax (in der Kelle) bei ihrem Heim abgeholt und zur Aus serbergs tras se geführt. Von hier werden s ie mit Bus sen nach Aus serberg gefahren. Die Gemeinde Ausserberg nimmt 600, die Gemeinde Eggerberg 150 Personen auf. Die Evakuierten werden herz lich aufgenommen und hervor ragend betreut. Vor allem Familien mit Kindern und die älteren Leute werden in privaten Haushalten untergebracht. Alle anderen finden in den Hotels und Zivilschutzanlagen Unterkunft. Hilfreich zur Seite stehen uns die Feuerwehren von Aus serberg, Eggerberg, Lalden und Visp. Weitere Hilfe von aussen ist nicht erhältlich, weil die Hilfe im ganzen Kanton benötigt wird. Wir organisieren uns selbst, indem bei privaten Baufirmen Maschinen angefordert werden. Nur schwere Baumaschinen können zu diesem Zeitpunkt etwas ausrichten.

Montag, den 16. Oktober 2000

04.00 Uhr : Der Bach kann über ein Prov isor ium wieder in das Flussbett geleitet werden. Am Nachmittag erhalten wir Hilfe durch die Armee und die Feuerwehr Wil. Auch die ZSO Balts chieder gelangt zum Einsatz . Erste Priorität hat nun die Sicherung und Überwachung des Flusslaufs . Im weiteren wird versucht, die Kanalisation und die zers tör te Trinkwas ser leitung zu reparieren und die Stromverbindung wieder herzustellen. Wichtig ist die Entsorgung des ausgelaufenen Öls . Die Armee pumpt das anges taute Wasser im Raume Giblätt in den Rotten. Das Dor f wird abgesichert um den Zutritt für unbefugte Personen zu verhindern. Dies gilt auch für die Bevölkerung von Baltschieder, welche ins Dorf zurück kehren möchte. Die Zusicherung für weitere Hilfe is t vorhanden. Die gesamte Bevölkerung ist evakuiert. Die Evakuierten werden durch Arzt Dr . Aufdereggen und eine Psychologin betreut.

Dienstag, den 17. Oktober 2000

Die Kräfte konzentrieren sich auf die Räumung des Dorfes . Von höchsten Stellen wird Unterstützung zugesichert. Das Dorf ist aufgrund der zerstörten Infrastruktur nicht bewohnbar . Die Bevölkerung wird durch die Nachbargemeinden Ausserberg und Eggerberg bestens betreut. Am Nachmittag erhält die Bevölkerung in den verschiedenen Quartieren die Möglichkeit, für eine Stunde in ihre Häuser zurückzukehren. Bis gegen Abend kann die Wasserversorgung teilweise erstellt werden. Die Kanalisation ist ausser Betrieb. Der Strom kann bis an wenige Häuser herangeführt werden. Im Verlauf des Tages erhalten wir Besuch von: Herrn Franz E. Muheim, Präs. des Schweizerischen Roten Kreuzes, Herrn Felix Bollmann, Staatsräte Burgener ,Schnyder und Fournier, Generalstabschef Hans-Ulrich Scherrer. Alle Besucher sichern der Gemeinde ihre Unterstützung zu.

Mittwoch, den 18. Oktober 2000

Der Gemeinderat ruft den Notstand aus. Von 09.00 bis 17.00 Uhr hat die Bevölkerung die Möglichkeit Aufräumarbeiten an ihren Häusern und Grundstücken vorzunehmen. Die Zufahrt ist nur bis eingangs Dorf erlaubt. Das Dorf darf immer noch nur mit Passierschein betreten werden. Die Sicherung und Überwachung des Dorfes wird über das Militär sichergestellt. Die Stromversorgung zu den einzelnen Häusern ist bis an wenige Ausnahmen gesichert. Die Kanalisation ist nicht in Betrieb und darf nicht benutzt werden. WC stehen zur Verfügung in Schulhaus, Turnhalle und im Feuerwehrlokal. Das Wasser kann nicht als Trinkwasser gebraucht werden. Für aufgetautes Fleisch steht auf dem Schulhausplatz ein Container zur Verfügung. Zur Aufnahme freier Wohnungen wird eine Info-Hotline eingerichtet. Über die Info-Hotline können betroffene Familien eine Wohnung suchen. Die Bewohner der Weiler "Kumme", "Taleye" und "Erb" dürfen ihre Häuser wieder beziehen. Kanalisation und Strom funktionieren. Das Trinkwasser ist mit Vorsicht zu geniessen.

Donnerstag, den 19. Oktober 2000

Die Räumungsarbeiten gehen zügig voran. Die Strasse Baltschieder-Ausserberg bleibt weiterhin gesperrt. Die Zufahrt mit Privatfahrzeugen ist nur bis eingangs Dorf (Cavallo) gestattet. Alle Personen, die das Dorf betreten, melden sich bei der Info-Stelle (Feuerwehrlokal) an. Bis 17.00 Uhr ist das Dorf nach Rückgabe des Passierscheins wieder zu verlassen. Der Strom in den Häusern darf erst freigegeben werden, nachdem ein Fachmann die Situation überprüft hat. Die Kanalisation ist noch nicht überall in Betrieb. WC stehen in Mehrzweckanlage, Schulhaus und Feuerwehrlokal zur Verfügung. Trinkwasserversorgung: Der Wasservorrat ist knapp. Das Trinkwasser ist nicht geniessbar. Entsorgung: Aufgetautes Fleisch und andere Abfälle können auf dem Schulhausplatz in Containern entsorgt werden. Kühlschränke werden vor den Häusern abgeholt und entsorgt. Der Aufenthalt im Dorf beschränkt sich auf das eigene Grundstück . Die Truppen werden in der Mehrzweckhalle verpflegt (Militärküche) . Für die Verpflegung der privaten Personen ist jeder persönlich besorgt. Die Arbeiten der Privaten werden in Form eines Stundenrapports erfasst, aufgeteilt nach Arbeiten innerhalb und ausserhalb des Hauses. Aus Sicherheitsgründen ist das Rauchen innerhalb der beschädigten Gebäude zu unterlassen. Die Post Baltschieder bietet die Möglichkeit, die Post an die jeweilige Aufenthaltsadresse umzuleiten. Private dürfen keine Maschinen für Reinigungs- und Aufräumungsarbeiten ins Dorf bringen, damit sie die Räumung der öffentlichen Strassen nicht behindern.

Freitag, den 20. Oktober 2000

Die Räumungsarbeiten laufen weiterhin auf Hochtouren und gehen zügig voran. Erste Priorität hat die Räumung der Hauptverbindungswege. Mit Ausnahme des Bereiches "Inneres Dorf" sind alle Strassen wieder passierbar. Die Grobräumung der privaten Zufahrten wird systematisch durchgeführt. Bisher wurden rund 18'000 m3 Material abtransportiert. Man rechnet mit einer Gesamtmenge von 200'000 m3. 300 Arbeitskräfte stehen im Einsatz, verteilt auf Armee, Zivilschutz, Feuerwehr, private Baufirmen und viele Freiwillige. Die Kanalisation funktioniert noch nicht. Gegenstände und Plätze dürfen deshalb nicht abgespritzt werden. Das Tr inkwasser im Reservoir ist zwar sauber, nicht aber im Dorf Baltschieder selber und muss vor Gebrauch abgekocht werden. Das Dorf ist immer noch nur über Visp erreichbar. Heute können wieder Waschmaschinen und Tumbler an die Strasse gestellt werden. Die Post wird zugestellt, wo die Briefkästen zugänglich und sauber sind. Der Krisenstab beurteilt täglich die Infrastruktur und gibt bekannt, welche Quartiere wieder bewohnt werden dürfen (Orientierung über RRO) . Die Bewohner von Baltschieder melden sich weiterhin beim Feuerwehrlokal an und ab. Gegen Abend können folgende Gebiete freigegeben werden.

Samstag, den 21. Oktober 2000

Die Bevölkerung hat die Gelegenheit, von 07.00 Uhr an mit den Fahrzeugen ins Dorf zu fahren, um Material und Maschinen zuzuführen. Bis 09.00 Uhr müssen sämtliche Fahrzeuge das Dorf wieder verlassen haben. Aus Sicherheitsgründen müssen Kinder im Dorf von einem Erwachsenen begleitet werden. Wasser ist vorhanden, darf aber nicht als Trinkwasser benutzt werden. Der Strom ist bis zur Hauptsicherung in Ordnung. Die Kanalisation funktioniert wieder. 17.00 Uhr: Der grösste Teil des Dorfes ist wieder bewohnbar. Ausnahme: Dorfplatz bis inneres Dorf, Hoflöser A und B. Die Bewohner von freigegebenen Häusern erhalten einen Dauer-Passierschein.

Sonntag, den 22 Oktober 2000

Den ganzen Sonntag über wird normal durchgearbeitet. Von 07.00 Uhr kann die Bevölkerung wiederum mit den Fahrzeugen Maschinen und Material ins Dorf transportieren. Alle Fahrzeuge müssen das Dorf um 09.00 Uhr wieder verlassen haben. Bisher wurden rund 35'000 m3 Material abtransportiert. Zur Entsorgung aller möglichen Abfälle stehen auf dem Schulhausplatz Container bereit. Weitere Materialien können vor den Häusern (sortiert nach brennbar, nicht brennbar, Motoren, Kühlschränke usw.) abgestellt werden. Der chemische Untersuchungsbericht des Trinkwassers liegt vor . Das Trinkwasser muss weiterhin abgekocht werden. Im Schulhaus (Erdgeschoss, Kindergarten) wird ein Sanitätsposten eingerichtet, der von 07.00 bis 19.00 Uhr geöffnet ist. Um 11.00 Uhr findet für alle Dorfbewohner und Helfer eine Messfeier auf der Wiese vor dem Gemeindebüro statt.

Montag, den 23. Oktober 2000

Die Räumungsarbeiten kommen sehr gut voran. Alle Strassen sind wieder passierbar (mit Ausnahme des Bereiches "Innerdorf"). Die Arbeitszeit dauert von 07.00 bis 19.00 Uhr. Die Räumungsmaschninen des Militärs arbeiten immer noch rund um die Uhr. Das Dorf darf nur mit Passierschein betreten werden. Die gefürchteten Behinderungen durch Neugierige fielen auch über das Wochenende aus. Die Zahl der Hilfskräfte beträgt immer noch rund 300 (Militär, Zivilschutz, Feuerwehr etc.). Das Trinkwasser muss weiterhin abgekocht werden. Grund: organische Kontamination. Privater Verkehr ist weiterhin nur reduziert und nach Weisungen der Sicherheitsdienste möglich. Das Schadenausmass in einer zweistelligen Millionenzahl wird die Gemeinde vor grosse Probleme stellen. Laut Ausmessungen wurden 733'000 m2 überflutet und mit Geschiebe und Schlamm überdeckt. Eine Kommission bestehend aus Privaten, Vertreter von Bund, Kanton und der Gemeinde Baltschieder, macht sich an die Erarbeitung eines Konzepts, wie das Dorf Baltschieder in Zukunft vor solchen Schadenereignissen zu schützen ist. Erste Priorität hat der Schutz der Bevölkerung von Baltschieder. Der Schulbetrieb soll planmässig am 30. Oktober 2000 wieder aufgenommen werden.

Dienstag, den 24. Oktober 2000

Am heutigen Tag sind genau 410 Arbeitskräfte registriert. Diese teilen sich wie folgt auf: 250 Personen: Feuerwehr, Zivilschutz, Freiwillige. 160 Personen: Militär. Von den ursprünglich 200'000 m3 Geschiebe und Schlamm wurden bisher rund 55'000 m3 abtransportiert. Der Postautobetrieb Baltschieder Visp funktioniert bis ins Gebiet Gottesdienstraum. Zwischen Parkplatz Cavallo und Hof verkehrt ein gratis Shuttle-Bus. Trinkwasserleitung Baltschiedertal: Der Gemeinderat beschliesst, die beschädigte Trinkwasserleitung im Raume "Bawald / Holz" über das Trasse der alten Suon Mittla umzuleiten und anschliessend wieder in die bestehende Leitung herunterzuführen.

Mittwoch, den 25. Oktober 2000

Die Räumung ist in vollem Gange und geht nach folgendem Konzept vor:

Phase 1: Grobräumung (mit grossen Maschinen und Hilfskräften)

Erste Priorität: Häuser, Wohnungen, Keller

Zweite Priorität: landwirtschaftliche Gebäude, Zufahrten

Dritte Priorität: Umgebung (Rasenflächen ,Keller ,Garagen)

Phase 2: Feinräumung (Handarbeiten ohne Maschine)

Phase 3: Räumung der Freiflächen (Wiesen, Äcker).

Die Räumung erfolgt von Ost nach West, weil im Osten grosse Verschüttungen vorliegen und im Westen noch sehr viel Schlamm und Morast liegen. Der Shuttle Bus ist neu von 06.45 bis 18 00 Uhr im Einsatz. Die Raiffeisenbank nimmt ihren normalen Betrieb wieder auf. Jede Familie wird in der Mehrzweckhalle gratis mit 1 Liter Olivenöl und Frischbackbrot sowie weiterhin mit Mineralwasser bedient. Die Firma Vögele stellt der Bevölkerung gratis Schuhe zur Verfügung. Schuh- und Kleiderausgabe erfolgt von 13.00 bis 18.00 Uhr im Werkraum. In der "Weingartneri" kann bis auf weiteres kein Wasser geführt werden. Die Möglichkeit via Ausserberg Wasser einzuschlagen, wurde geprüft. Die Leitungen in Ausserberg sind aber ebenfalls beschädigt. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Massnahmen zur Sicherung des Dorfes vor dem Baltschiederbach. Gemeindepräsidentin und Leiterin des Krisenstabs, Renata Imseng, nimmt an der Beerdigung eines Opfers von Gondo teil. Als Solidaritätsakt überreicht sie den Hinterbliebenen eine Kerze.

Donnerstag, den 26. Oktober 2000

Ab heute ist das Trinkwaser wieder geniessbar und muss nicht mehr abgekocht werden. Eine Delegation des Gemeinderats begibt sich ins Baltschiedertal und nimmt einen Augenschein der Situation.

Freitag, den 27. Oktober 2000

Die Arbeitszeit erstreckt sich immer noch von 07.00 bis 19.00 Uhr. Feierabend für die grossen Räumungsmaschinen ist um 22.00 Uhr. Konzept Baltschiederbach: Als Sofortmassnahme wird der Baltschiederbach in seiner ursprünglichen Form wiedererstellt (Instandstellung des Bachbetts, Räumung des Kiesfangs). Weiteres Vorgehen: Erste Phase: Erstellen einer Gefahrenanalyse. Ergebnisse liegen bis 08. November 2000 vor.

Zweite Phase: Projektierungsauftrag der Gemeinde zur Umsetzung der vorgeschlagenen Massnahmen.

Samstag, den 28. Oktober 2000

Wir erfahren eine grossartige Unterstützung von allen Seiten. Total sind heute 290 Personen, aufgeteilt auf 95 Soldaten und 195 Vertreter, Feuerwehr und Zivilschutz, im Einsatz. Ab heute Abend, 18.00 Uhr, hat die Bevölkerung die Möglichkeit, mit den Autos bis zu ihren Häusern zu fahren. Am Morgen bis 07.30 Uhr müssen alle Autos das Dorf wieder verlassen haben. Von 07.30 bis 18.00 Uhr herrscht immer noch absolutes Fahrverbot innerhalb der gesperrten Zone des Dorfes. Innerhalb des Dorfes gilt eine Geschwindigkeit von generell 30 km/h. An den Anschlagkästen werden verschiedene Hilfsangebote wie Kinderspielzeug, Kinderkleider, Kühlschränke, Möbel usw. veröffentlicht. Der Samariterposten, die Informationstelle und die Hotline befinden sich neuerdings in Containern neben dem Feuerwehr lokal.

Sonntag, den 29. Oktober 2000

Um 11.15 Uhr wird für alle Dorfbewohner und Helfer auf der Wiese vor dem Gemeindegebäude ein Gottesdienst organisiert. Die Gemeinde offeriert der Bevölkerung und allen Helfern nach der Messe einen Aperitif.

Montag, den 30. Oktober 2000

Arbeitskräfte: 263 Die Arbeit der Armee wird unterstützt durch den Zivilschutz von Bern, Glarus und Belp. Eine Delegation aus Bern, angeführt von Regierungsratspräsidentin Dori Schär, statten einen Besuch ab. Auch von dieser Seite wird Hilfe zugesichert. Heute kann der Schulbetrieb nach den Ferien termingerecht wieder aufgenommen werden.

Dienstag, den 31. Oktober 2000

Arbeitskräfte: 235. Die 110 Arbeitskräfte der Armee beenden heute ihren Einsatz. Bis zum 7. November stehen keine Truppen der Armee zur Verfügung. Heute ab 18.00 Uhr sind die Strassen von Baltschieder mit Ausnahme Dorfstrasse/Innerdorf wieder offen. Die Strecke Visp-Baltschieder-Ausserberg ist ab 18.00 Uhr wieder normal befahrbar. Im ganzen Dorf gilt generell Tempo 30.

Mittwoch, den 1. November 2000

Um 16.30 Uhr findet eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung in der Turnhalle statt. Mit einem kurzen Filmausschnitt wird das Ereignis vom 15. Oktober 2000 allen wieder in Erinnerung gerufen. Anschliessend berichten die einzelnen Ressortchefs des Krisenstabs über ihre Aufgabe.

Donnerstag, den 2. November 2000

Ein weiteres Haus im inneren Dorf (Haus Aufdergeggen) kann freigegeben werden.

Freitag, den 3. November 2000

Arbeitskräfte: 252. Von den ursprünglichen 200'000 m3 Material konnte rund die Hälfte bereits abtransportiert werden. Die vielen Spenden, in Form von Kleidern, Schuhen und Spielzeugen, finden mittels einer Börse dankbare Abnehmer. Die Börse ist ein Erfolg.

Samstag, den 4. November 2000

Heute steht ein Grossangebot von 351 Arbeitskräften zur Verfügung. Feuerwehr- und Zivilschutzformationen aus der ganzen Schweiz sind hauptsächlich mit Räumungsarbeiten um die einzelnen Häuser beschäftigt. Die Nachfolge des bisherigen Stabchefs, Herr Steiner Roland, tritt ab heute Herr Josef Amacker an. Die Gemeinde verhängt über das Gebiet "Inneres Dorf" einen provisorischen Baustopp. Bauliche Massnahmen sind hier bis auf weiteres untersagt. Das Gebiet Sandstrasse, obere Dorfstrasse bis Hauptstrasse wird zur Planungszone erklärt. Hier können Massnahmen gestattet werden, die bestimmte und notwendige Planungen nicht behindern oder verunmöglichen. 10 Lastwagen der Firma "Lagerhaus Lohn", 4573 Lohn, beliefern uns mit Landwirtschaftsprodukten wie Heu, Stroh, Holz, usw. Jede Familie darf auf dem Schulhausplatz einen Sack Speisekartoffeln und 2 Säcke Raclettekartoffeln abholen. Zwei Studenten der HWV Visp übernehmen die Aufgabe, eine Dokumentation der Geschehnisse zu erstellen. Sie werden recherchieren, dokumentieren und archivieren. Als Abschluss sollte ein Leitfaden für künftige ähnliche Katastrophenfälle erstellt werden.

Montag, den 6. November 2000

Die Securitas leisteten den Überwachungsdienst übers Wochenende gratis. Die ZSO ZH beginnt ihren fünfwöchigen Einsatz in Baltschieder. Die Personenkontrolle im Bereich Dorfstrasse/Innerdorf wird aufgehoben. Die Autos werden weiterhin kontrolliert (ZSO ZH). Die ZSO ZH ist auch für die Sicherheit der Kinder bei Schulbeginn und Schulschluss besorgt.

Dienstag, den 7. November 2000

Das Bachbett des Baltschiederbachs ist wieder geräumt. Die Reinigung des Kiesfangs ist noch im Gang. Herr Buser Martin vom Bundesamt für Zivilschutz und sein Stellvertreter; Herr Max Bollin statten uns einen Besuch ab. Heute rückte das Rttg Bat 35 mit 10 Maschinisten ein.

Mittwoch, den 8. November 2000

Lobenswert zu erwähnen sind die Angehörigen der Armee, welche in der vergangenen Nacht einen Menz i-Muck demontierten und für den Transport mittels Super Puma ins Baltschiedertal vorbereiteten. Die Berge von Abfall sind eliminiert. Die beiden Vertreter der Logistik betrachten deshalb ihren Auftrag als erfüllt und ziehen sich aus dem Krisenstab zurück. Die Versicherungen haben die Schadenaufnahme abgeschlossen und beginnen mit dem Schlussbericht. Der Transport mit dem Super Puma kommt heute leider nicht mehr zustande.

Donnerstag, den 9. November 2000

Im Verlaufe des Tages nimmt eine Vertretung des Stadtrates Kloten einen Augenschein der momentanan Situation und überzeugt sich vom Einsatz der eigenen Zivilschutztruppe. Am Nachmittag beehrt uns Brigadier Roubaty mit seiner Anwesenheit und sichert uns im Rahmen der noch auszuschöpfenden Möglichkeiten weiterhin Unterstützung zu. Die beiden Menz i-Muck gelangen mittels Super Puma (4 Flüge) ins Baltschiedertal und werden da selbst von den Mechanikern der Armee in Nachtarbeit wieder montiert. Die Kommission, die sich mit dem "Konzept Baltschiederbach" befasst, wird ihren Schlussbericht voraussichtlich gegen den 20. Januar 2001 herausgeben. Der Baustopp beschränkt sich auf die Häuser Zenklusen und Eyer, bis das Konzept Baltschiederbach bekannt ist.

Freitag, den 10. November 2000

Um 20.30 Uhr findet in der Mehrzweckhalle eine Informationsveranstaltung statt. Thema: Versicherung, Schäden, Spenden. Auch die zweite Börse (Schuhe, Kleider ,Spielsachen) ist ein Erfolg.

Montag, den 13. November 2000

Die Arbeiten im Dorf wie im Baltschiedertal gehen gut voran. Man hofft auch weiterhin auf gute Wetterbedingungen. Bisher wurden rund 140'000 m3

Material abtransportiert. Die Arbeit der ZSO ZH und FR, welche den grössten Teil der rund 170 Arbeitskräfte dieser Woche stellen, beschränkt sich hauptsächlich auf Handarbeit mit Schaufel, Schubkarren und Rechen.

Mittwoch, den 15. November 2000

Die Führungskräfte der ZSO ZH, angeführt von Karl Schürpf, treffen sich mit dem Krisenstab und den Herren Schnyder und Karlen von der ZSO VS. Allgemein zeigt man sich erfreut über den Fortgang der Arbeiten und die gemeinsame Zusammenarbeit. Am Abend können weitere Güter der Lieferung aus Lohn an die Bauern verteilt werden.

Freitag, den 17. November 2000

Über Nacht hat es geschneit. Der Schneefall hält den ganzen Tag über an. Die Angehörigen der ZSO ZH und FR treten im Laufe des Vormittags die

Heimreise an. 8 Soldaten (Maschinisten und Mechaniker) sind im Baltschiedertal eingeschneit. Sie haben klare Order, die Hütte unter keinen Umständen zu verlassen. Dort sind sie keinerlei Gefahren ausgesetzt. Der Versuch, die Abgeschlossenen zu Fuss zurückzuholen, muss bereits vor dem Stolleneingang abgebrochen werden. Auf dieser Höhe liegen bereits um10.00 Uhr 50 cm Schnee und es besteht erhebliche Lawinengefahr. Die Air-Zermatt wird beauftragt, sobald es die Wetterlage erlaubt, die Eingeschlossenen herauszufliegen. Die Moral der Eingeschlossenen ist sehr gut. Nahrungsmittel, Holz und alles Lebensnotwendige ist in Genüge vorhanden. Der Stab ist über Funk und Telefon in ständigem Kontakt mit den Eingeschlossenen.

Samstag, den 18. November 2000

Die 8 eingeschneiten Soldaten können heute bereits um 08.30 Uhr evakuiert werden. Ein Rettungshelikopter der Air -Zermatt fliegt die Eingeschlossenen wohlbehalten wieder nach Baltschieder. Heute zeigt sich das Dorf wie im tiefsten Winterschlaf. Eine 20 cm dicke Schneedecke will die Ereignisse des letzten Monats in Vergessenheit drängen. Alle Arbeiten sind eingestellt.

Montag, den 19. November 2000

Der Winter hat sich leider als ungebetener Gast bei uns niedergelassen. 78 Arbeitskräfte der ZSO ZH rücken zu ihrem einwöchigen Arbeitseinsatz ein. Weiter im Einsatz sind 16 Maschinisten der Armee. Die rund 60 Vertreter der ZSO ZG unterstützen die Aufräumungsarbeiten in Stalden. Alle im Einsatz stehenden Arbeitskräfte von Stalden und Baltschieder werden in Baltschieder verköstigt. Unterkunft finden die Zvilschützer in der Zivilschutzanlage Visp.

Dienstag, den 20. November 2000

Die ZSO ZH leistet aktive Unterstützung bei einem Grossbrand in Visp. Eine Gruppe schaufelt die Weingartneri im Bereich Massolter von Schlamm frei. Weiter gilt es, zwei Ställe im Innerdorf abzureissen. Beide wurden durch die eindringenden Massen zerstört.

Donnerstag, den 23. November 2000

Die Soldaten haben ihren Auftrag im Baltschiedertal beendet. Die Trinkwasserleitung sollte nach menschlichem Ermessen den Winter sicher überstehen. Die beiden Menz i-Muck werden im Verlaufe des Tages durch den Super Puma wieder ins Tal geflogen. Die Maschinisten des Rttg Bat 35 kehren ins Bündnerland zurück und beenden ihren sinnvollen Einsatz. Sie werden das Baltschiedertal wohl nicht so schnell vergessen.